Als ich das erste Mal Schauspieltraining ausprobierte, war ich überrascht, wie viel Parallelen es zu einem guten Vortragstraining gibt. Denn am Ende geht es auf beiden Bühnen – der Theaterbühne wie auch der Businessbühne – um dasselbe: Wirkung. Präsenz. Verbindung.
Wenn ich mit Klient:innen arbeite, fällt mir immer wieder auf, dass technisches Know-how allein nicht reicht. Klar, eine gute Struktur, starke Botschaften und visuelle Hilfsmittel gehören zum Handwerkszeug – das vermittle ich in jedem soliden Vortragstraining.
Aber was passiert, wenn du das alles hast – und trotzdem nicht beim Publikum ankommst?
Dann liegt es oft daran, dass dein Vortrag lebt, aber du nicht.
Und genau hier kann der Blick in die Schauspielwelt enorm helfen.
Präsenz: Du bist der Vortrag, nicht deine Slides
Schauspieler wissen: Deine Präsenz beginnt, bevor du ein Wort sagst.
Wie du den Raum betrittst, wo dein Blick hingeht, wie du atmest – das entscheidet darüber, ob Menschen dir zuhören wollen oder müssen.
In meinen Speaker Training üben wir daher nicht nur den Vortrag an sich, sondern auch diesen Moment davor. Denn wenn du die Bühne wie eine Hauptrolle betrittst, spürt dein Publikum das.
Ein kleiner Schauspiel-Trick:
„Bleib im Zustand.“
Statt Sätze auswendig zu lernen, verankere dich emotional in der Haltung, die du vermitteln willst. Willst du Mut machen? Inspirieren? Aufrütteln? Dann geh innerlich in diesen Zustand – und dann sprich.
Stimme, Haltung, Emotion: Der Körper spricht mit
Schauspieler trainieren ihre Stimme wie ein Instrument. Warum? Weil jede Nuance, jede Pause, jede Betonung eine Wirkung erzeugt.
In der Rhetorik vernachlässigen wir diesen Aspekt oft – zu Gunsten von Inhalt und Argumentation. Dabei gilt: Es ist nicht nur wichtig, was du sagst – sondern wie du es sagst.
Ein paar Fragen, die ich mit Speakern erarbeite:
- Wie klingt deine Stimme, wenn du „nur informierst“ vs. „überzeugst“?
- Was macht dein Körper, wenn du Zweifel ausdrückst – oder Begeisterung?
- Wie nutzt du Pausen dramaturgisch, wie ein Schauspieler die Stille?
Storytelling ist Inszenierung – kein Zufall
Ein starker Vortrag ist mehr als eine Aneinanderreihung von Fakten. Er ist inszeniert – wie ein gutes Theaterstück. Das heißt nicht, dass du dich verstellen sollst. Im Gegenteil: Die Kunst besteht darin, authentisch zu wirken – und bewusst zu gestalten.
Gute Speaker lernen, wie sie Geschichten setzen, Spannung aufbauen, überraschende Wendungen einbauen.
Wie sie den „Charakter“ ihres Vortrags gestalten – mal ernst, mal leicht, mal kraftvoll. Wie sie sich trauen, nicht nur Informationen zu liefern, sondern Erlebnisse.
Fazit: Du musst kein Schauspieler sein – aber du darfst von ihnen lernen
Ich sage nicht, dass du auf der Bühne eine Rolle spielen sollst. Aber:
Je besser du dich als Speaker inszenierst, desto klarer und emotionaler kommt deine Botschaft an. Wenn du also das nächste Mal einen Vortrag vorbereitest, frag dich nicht nur: „Was will ich sagen?“ Sondern auch: „Wie will ich wirken – und wie kann ich das bewusst erzeugen?“ Denn am Ende gilt: Ein guter Vortrag wird gehört. Ein starker Auftritt wird gespürt.