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Veränderung ohne Vision – Warum Purpose nicht immer nötig ist

Purpose. Vision. Leitstern.
Kaum ein Change-Projekt kommt heute ohne diese Begriffe aus. Sie gelten als Grundvoraussetzung für Transformation. Doch die Praxis zeigt: Nicht jede Veränderung braucht einen höheren Sinn – und manchmal ist gerade der Purpose das Problem.

In meiner Arbeit als Keynote Speaker für Change Management spreche ich regelmäßig mit Vorständen, HR-Teams und Transformationseinheiten, die sich genau damit schwertun:
Wie gelingt Wandel, wenn der große Purpose fehlt – oder nicht funktioniert?
Diese Frage ist nicht nur legitim, sondern zentral – und sie verlangt nach mehr Ehrlichkeit im Change-Diskurs.

Die Realität im Unternehmen: Wandel ohne Pathos

Viele Veränderungsinitiativen starten nicht aus Vision, sondern aus Notwendigkeit:

  • Ein Geschäftsmodell steht unter Druck.
  • Prozesse sind veraltet.
  • Eine Fusion verändert alles.
  • Die Kundenerwartungen brechen mit dem Bestehenden.

Und doch wird intern häufig versucht, diese Veränderungen künstlich mit Sinn aufzuladen – mit Vision Statements, die niemand wirklich glaubt.
Das Ergebnis: Zynismus statt Motivation.

Nicht jede Transformation braucht einen Leitstern. Manchmal reicht ein klarer, ehrlicher Blick auf die Realität – und der Wille, Verantwortung zu übernehmen.

Wann Purpose sogar schadet

Ein überhöhter Purpose kann vernebeln, Fragen vermeiden und Verantwortung abschieben. Vor allem in diesen drei Fällen:

1. Krisengetriebene Veränderung
Mitarbeitende wollen keine Vision, sie brauchen Klarheit und Führung.

2. Technisch-gestützte Transformation
Digitalisierung, Reorganisation oder IT-Umstellungen sind operative Herausforderungen. Purpose hilft wenig, wenn niemand den neuen Prozess versteht.

3. Widerspruch zwischen Anspruch und Verhalten
Wenn das Verhalten der Führung nicht zur Vision passt, wird der Purpose zur Farce.

Was Change stattdessen braucht

Als Speaker und Coach im Change-Umfeld arbeite ich mit Organisationen, die Veränderung pragmatisch und wirksam gestalten wollen – auch ohne ideologische Überhöhung. Erfolgreiche Transformationsprozesse setzen oft auf:

  • Transparenz statt Pathos
  • Verbindlichkeit statt Begeisterung
  • Partizipation statt PowerPoint-Visionen

Nicht der Purpose verändert – Menschen tun es. Und dafür braucht es Vertrauen, Klarheit und Konsequenz.

Fazit: Purpose ist keine Pflicht

Der Purpose-Hype führt häufig dazu, dass Change-Theater aufgeführt wird – ohne Substanz. Wer Wandel ernst meint, muss sich nicht mit Visionen überhöhen.
Im Gegenteil: Echte Veränderung beginnt oft dort, wo wir den Mut haben, sie nicht größer zu machen als sie ist.